Anreisetag, 8.7.23
Hier geht’s zu Liveblog des bike Magazins, siehe Nico und Fabi 12.7. 17:24
Nachfolgend berichten Fabi und Nio von ihren persönlichen Race-Erlebnissen:
Heute sind wir, das sind Fabi Konrad und Nico Bortscheller in Nauders, Tirol, dem Startpunkt der Bike Transalp 2023 angereist. Morgen beginnt hier die erste Etappe des 7-tägigen Rennenns.
Wir sind gerade rechtzeitig vor dem Ende der Akkreditierung angekommen und haben anschließend unsere Schlafplätze in der Turnhalle eingerichtet.
Nach einem kurzen Race-Briefing genossen wir das Abendessen und nahmen uns noch einen Moment Zeit, um den atemberaubenden Alpenblick um Nauders zu bewundern.
1. Etappe, 9.7.23, Nauders - Graun, 52 km 2100 hm
Die 1. Etappe wurde in Nauders um 9:00 gestartet. Danach ging es gleich in den ersten Anstieg mit 1000 hm am Stück. Nachdem wir relativ weit hinten im Startblock standen staute es sich zu Beginn noch etwas. Wir hatten eh geplant deutlich langsamer als bei einem regulären Marathon zu starten, so kam uns das fast etwas entgegen. Trotzdem konnten wir recht schnell nach vorne fahren und einige Teams überholen.
Oben angekommen führte die Strecke in einen schönen Singletrail mit perfektem Ausblick auf den Reschensee und den Ortler.
Die nächsten Anstiege liefen bei uns beiden relativ gut, wobei wir schon etwas mit der weiter steigenden Temperatur zu kämpfen hatten.
Die letzte lange Abfahrt führte über zwei anspruchsvolle Trails hinab zum Reschensee, in denen sowohl Fabi als auch sein Hardtail an ihre Grenzen gebracht wurden.
Entlang des Reschensees fuhren wir dann gemeinsam mit einem italienischen Team und konnten auf den letzten Kilometern noch ein paar Körner für die nächsten Etappen sparen.
Wir sind in der Amateur Wertung auf den 1. Platz gefahren, allerdings wird diese Wertung nicht einzeln geehrt.
Stattdessen werden wir gemeinsam mit den Profis aus dem Elite Starter-Feld gewertet. Hier fuhren wir auf den 13. Platz. Trotzdem sind wir zufrieden mit unserer persönlichen Leistung und freuen uns auf die kommende Woche.
Morgen steht eine lange Etappe nach Livigno auf dem Plan.
2. Etappe, 10.7.23, Graun - Livigno, 96 km 3.000 hm
Die 2. Etappe führte uns vom Reschensee in Richtung Livigno. Im Gegensatz zur ersten Etappe war das Start-Tempo auf der zweiten sehr hoch, da wir heute im zweiten Startblock hinter den Profis standen. Fabi machte das leider noch über die gesamte Etappe zu schaffen, wodurch er heute einen sehr harten Tag hatte.
Nach einem Anstieg von 500 hm ging der Trail hinunter ins Vinschgau. Im letzten Stück des Trails verschätzte sich Nico etwas mit der Geschwindigkeit und landete hangseitig im Gebüsch. Bei diesem Manöver löste sich ein Ratschenverschluss am linken Schuh, doch zum Glück war der zweite, wichtigere Verschluss noch da. Außer ein paar kleinen Schürfwunden und einem kurzen Schrecken ist zum Glück nichts weiter passiert.
Vom Vinschgau aus verlief die Strecke dann über einen sehr langen Anstieg mit 20 km und 1400 hm hinauf in den Schweizer Nationalpark. Hier hatte das gesamte Fahrerfeld zu kämpfen, weshalb wir unsere Position sogar nochmal verbessern konnten.
Die Abfahrt nach Livigno war ein Highlight der heutigen Etappe.
Leider war die Etappe noch nicht zu Ende da die Strecke noch über einen zusätzlichen Bogen mit einem weiteren sehr zähen Anstieg über einen letzten Trail hinab ins Ziel führte.
Hier litt Fabi ein weiteres Mal unter dem schnellen Start, doch mit guter Teamarbeit konnten wir unser Konkurrenz Team etwas distanzieren. So fuhren wir ein weiteres Mal auf den ersten Platz in der Amateur-Klasse.
Nach einem langen und anstrengenden Tag organisierten wir für Nico noch einen neuen Ratschenverschluss von den sehr Hilfsbereiten Mechanikern des Bulls Profi-Teams und konzentrieren uns jetzt auf die Erholung für die nächste Etappe.
3. Etappe, 11.7.23, Livigno - Bormio, 65 km 2.220 hm
Die heutige 3. Etappe ging von Livigno nach Bormio. Die Strecken-Planer hatten beschlossen, die Sportler gleich zu Beginn der Etappe einen Anstieg hoch zu „jagen“. Es ging über Skipisten und gut 20%igen Rampen den Berg hinauf. Hinzu kam noch die Höhe von bis zu 2.300 Meter, was (besonders Fabi) das Atmen erschwerte.
Unsere Taktik war nach dem gestrigen Start-Fiasko, den Anstieg locker anzugehen. Dies gelang auch. Hart war’s trotzdem. Doch der folgende Flow-Trail sollte die Anstrengungen belohnen, leider waren hier einige langsamere Fahrer vor uns, was die Abfahrtsperformance etwas schmälerte.
Wieder zurück in Livigno, fuhren wir auch schon zum nächsten längeren Anstieg. Auf Trails ging es mit wunderschönen Alpenpanorama hinauf zum höchsten Punkt der Etappe. Auch hier herrschte wieder dünne Luft. Doch erneut wurde das mit coolen Trails entlohnt.
Auf dem letzten Drittel wartete dann nochmal ein besonderes „Schmankerl“, es durften unzählige kleine Wiesen- und Trail-Anstiege mit abermals, zum Teil deutlich über 20%iger Steigung bezwungen werden. Das zog dem ein oder anderen Fahrer den Stecker. Aber auch hier wieder, super schöne Abfahrten und tolle Aussicht.
Somit waren wir froh nach 3h und 45min Fahrzeit die Ziellinie in Bormio zu überqueren.
Unser größtes Konkurrenz-Team erwische heute einen besonders guten Tag und war beinahe 7 min vor uns im Ziel. So erreichten wir heute auf der 3. Etappe den 2. Platz.
Mit knapp 3 min Vorsprung sind wir aber in der Gesamtwertung noch auf Platz 1.
4. Etappe, 12.7.23, Bormio - Malé, mit dem Bus
Heute wären wir eigentlich die Königsetappe mit 101 km und 3.300 hm über den Gaviapass mit 2.621 m Höhe nach Malè gefahren. Kurz nach dem Frühstück um 6:30 gab es bereits einen ersten kurzen aber sehr intensiven Hagelschauer, der schnell wieder abklang.
Um 7:30 machten wir uns auf und fuhren noch gemütlich und ohne Regen warm. So standen wir um 7:50 im Startblock. Genau 5 min vor dem Start zog dann ein Gewitter über Bormio hinweg, doch die Veranstalter waren immer noch entschlossen das Rennen regulär zu starten. 20 Sekunden vor dem Start fiel dann der Strom aus und ein großer Torbogen, der von einem Gebläse aufrecht gehalten wurde, sackte auf die Strecke ab.
Ab hier begann dann endgültig das Chaos. Einige Zuschauer am Streckenrand zählten dann die letzten Sekunden zum geplanten Start hinunter, doch es fiel kein Startschuss. Das gesamte Fahrerfeld das mittlerweile schon 6 min im strömenden Regen stand, verteilte sich nun unter allen möglichen Unterständen.
Wir flüchteten zusammen mit einem Italiener namens Michele in ein kleines Häuschen auf einem Kinderspielplatz. Wie sich herausstellte, wohnt Michele in Bormio und er bot uns an, mit ihm in seine Wohnung zu kommen. So kamen wir ganz unverhofft zu einer warmen Dusche, einem heißen Tee und trockenen Klamotten.
Gemeinsam warteten wir dann ab, bis die Rennleitung fast eine Stunde nach dem Abbruch des Starts kommunizierte, dass die gesamte Etappe gestrichen wird. Es wurden dann Busse organisiert mit denen alle Teilnehmer nach Malè gebracht wurden.
So erreichten wir dann bei strahlendem Sonnenschein im Val die Sole an und fuhren noch eine kurze Runde zur Cross-Country Worldcup Strecke um die Beine etwas zu aufzulockern.
Morgen hoffen wir auf etwas besseres Wetter und freuen uns schon wieder auf die Renn-Action.
5. Etappe, 13.7.23, Malé - Valle del Chiese, 72 km 2.520 hm
Nach dem ungeplanten Ruhetag gestern, konnten wir heute von Malè aus wieder gut auf die 72 km und 2500 hm nach Roncone starten. Das Wetter spielte auch wieder besser mit und es war etwas sonnig bei 15°C.
Der Start ging die ersten 6 Kilometer neutralisiert hinter den Führungs-Motorrädern her und wurde dann zum ersten Anstieg freigegeben. Hier konnten wir beide dann ein gutes Tempo fahren und überholten gleich zu Beginn das Scott-Generation Team, welches nach der dritten Etappe in der Gesamtwertung nur 3min hinter uns lag.
Nach einer kurzen Abfahrt über einen nassen und rutschigen Trail, ging’s gleich wieder in den nächsten Anstieg. Dieser ging auf den letzten 200 hm einen steilen Trail über. Hier mussten wir den größten Teil schieben und waren froh als wir oben am höchsten Punkt der Etappe ankamen.
Anschließend ging es viel bergab, wobei auch hier aufgrund der teilweise noch nassen Straßen Vorsicht geboten war. Wir riskierten hier nichts uns fuhren sicher hinunter.
Nach der letzten Verpflegungsstelle stand noch ein letzter Anstieg mit 400 hm auf der Plan. Wir hatten Glück und konnten uns an ein schnelles Team in der Lizenz-Kategorie hängen. Dadurch machten wir nochmal etwas Zeit auf unsere Verfolger gut.
Nach 3 Stunden und 43 min kamen wir auf dem Gesamt 11. Platz und fuhren wieder auf Platz 1 in der Amateurklasse. Somit konnten wir in der Gesamtwertung einen Vorsprung von 14 min auf unser Verfolger-Team herausfahren.
6. Etappe, 14.7.23, Valle del Chiese - Valle di DI Ledro, 65 km 2.500 hm
Der Start war wieder für die ersten 3 Kilometer neutralisiert und lief entlang eines Radwegs bis es in den ersten Anstieg ging. Nach ca. 500 hm auf der Teerstraße führte der Anstieg erst auf eine steile Forststraße und dann auf einen noch steileren, nassen und matschigen Trail bergauf. Hier war dann wieder Schieben angesagt, bis wir dann fast 200 hm später wieder aufs Rad steigen konnten.
Ab hier ging der Trail dann bergab und die Wege wurden durch die steigenden Temperaturen und die kräftigen Sonnenstrahlen immer trockener.
Danach ging’s auch schon wieder in den letzten Anstieg hinauf zum Tremalzo. Diese 1200 hm am Stück liefen zumindest bis kurz vor Schluss auf einer Teerstraße hinauf und wir fanden beide einen guten Rhythmus.
Die Abfahrt hinunter zum Ledro See ist zwar nicht sonderlich technisch, doch der lose Kies und die vielen Serpentinen forderten unsere volle Konzentration.
Auf den letzten Kilometern am Ufer des Ledro See waren wir gemeinsam mit zwei weiteren Teams unterwegs.
Wir setzten am letzten kurzen Anstieg noch eine Attacke und konnten bis ins Ziel einen Abstand halten.
So wurden wir heute 8. in der Gesamtwertung aller Teams und gewannen wieder in der Amateur Wertung. Morgen geht’s mit der letzten Etappe zum Gardasee.
7. Etappe, 15.7.23, Valle di DI Ledro - Riva del garda, 47 km 1.800 hm
Nachdem das heute die letzte Etappe war, starteten alle sehr schnell. Wir konnten das Tempo anfangs noch mit gehen, mussten aber zum Ende des Anstiegs etwas Tempo rausnehmen.
Die Abfahrt lief, ganz typisch für die Gardasee Region, über eine steile Forststraße mit vielen großen und losen Steinen. Hier wurden sowohl wir als auch unsere Räder stark herausgefordert und wir waren froh, als wir wieder auf der Straße ankamen.
Von Tenno aus ging’s dann in den letzten Anstieg. Ab hier verlief die Strecke genauso wie die Piccola Runde des Riva-Bike-Festivals.
Als wir am Tenno See entlang fuhren, konnten wir unser Verfolger Team kurz hinter uns sehen. So verschärften wir das Tempo noch ein letztes Mal soweit es uns möglich war. Es gelang uns auch wieder den Abstand zu vergrößern und bis ins Ziel zu halten.
In der letzten Abfahrt gingen wir kein Risiko mehr ein und fuhren sicher hinab nach Riva del Garda. Die letzten Kilometer waren leicht abschüssig und wir legten noch einmal einen ordentlichen Druck bis ins Ziel auf. Kurz vor dem Ziel schlossen wir noch auf zwei weitere Lizenz Teams auf und fuhren die Renn-Woche nach 2 Stunden und 27 Minuten glücklich zu Ende.
Insgesamt haben wir über alle Etappen 31 Minuten Vorsprung auf das zweitplatzierte Team in der Amateur-Klasse gewonnen und sind unter allen Teams auf dem 12. Platz in der Gesamtwertung gefahren.
Vielen Dank fürs Lesen und die tolle Unterstützung von allen.
Das ist echt eine starke Leistung!
Ich drück euch fest die Daumen, dass es weiter so gut läuft!